Freitag, 5. November 2010

Wie ich Muslim wurde


Ich konvertiere zu Islam als ich 14 war. Einige meinen jetzt vielleicht, dass ich damals noch zu jung war um rational so eine wichtige Entscheidung treffen zu können. Und es stimmt, dass ich zu dieser Zeit wohl eher intuitiv gehandelt habe. Da ich aber nunmehr acht Jahre lang Muslim bin und mich beinahe täglich mit diesem Thema beschäftige, kann ich von mir behaupten, dass ich nun im vollen Bewusstsein Muslim bin. Dies soll jedoch die Geschichte sein, wie ich mich dazu entschloss, dem muslimischen Glauben beizutreten:

Ich war immer ein neugieriges Kind gewesen und hatte schon früh versucht die Religion, in die ich hineingeboren wurde (ich war christlich, katholisch) zu verstehen.
Aber leider konnte man mir nie konkrete Antworten auf meine Fragen geben. Irgendwann hieß es dann immer "das musst du einfach glauben, das kann man nicht erklären".
Und sowas ist bei mir einfach nicht möglich! Ich muss verstehen, damit ich überzeugt sein kann und etwas aus vollem Herzen tue...sonst macht man sich, nach meiner Meinung, nur etwas vor.

Und so schloss ich damals mit Religion völlig ab. Denn ich war der Meinung, dass wenn meine eigene Religion schon nicht erklärbar ist,...wo ich doch in einem Land mit so großem Fortschritt lebe und so viele Menschen auf dieser Welt dieser Religion angehören, dann wohl alle Religionen falsch und ausgedacht seien...genauso wie jemand "Hänsel und Gretel" irgendwann mal erfunden hat. Ich war also Atheist (ohne wirklich tief darüber nachzudenken, denn ich war ja wirklich noch sehr jung). Ich glaubte auch nicht an Gott, war der Meinung, dass es Jesus nie gegeben hat und dass die Bibel frei erfunden ist.

Meine Eltern haben mich so aufgezogen, dass ich keine Vorurteile gegenüber jeglichen Menschen habe. Ich hatte zu jener Zeit zwei Tanten aus der dominikanischen Republik und vorwiegend Ausländer in meiner Grundschulklasse und auch später waren meine besten Freundinnen nur in den seltensten Fällen Deutsche. Ich hatte keine Angst vor fremden Kulturen, sondern fand sie spannend.
Ich wohnte zu jener Zeit in einem kleinen Dorf zwischen Köln und Mönchengladbach. Viele Ausländer gab es dort nicht und auch nicht viele Muslime und erst recht keine praktizierenden Muslime. Doch ich hatte (und heute weiß ich, dass es Schicksal war)eine solche Familie als Nachbarn. Durch diese türkischen Nachbarn, wurde mein Interesse wieder geweckt, wenn auch nur sehr langsam.

Diese Nachbarn waren anders...die Mutter trug immer schwarze lange, wallende Gewänder (vom Kopf bis zu den Füßen) und war trotzdem so überaus freundlich und hatte so einen lieben Blick...(und sie machte super Essen). Der Vater trug einen längeren Bart und konnte sowohl finster dreinblicken als auch total freundlich lächeln. Die vier Kinder waren gut erzogen, man konnte locker mit ihnen spielen und es gab nie viel Streit zwischen uns. Wir Kinder spielten immer gemeinsam im Garten des großen Mehrfamilienhauses, und so kam es, dass ich mich mit ihnen sehr gut anfreundete.

Eines Tages fragte mich die jüngste Tochter (sie war damals ca. 12 Jahre alt) ob ich an Gott glauben würde. Ich fand die Frage seltsam und antwortete mit „Nein, gar nicht“. Sie lief weg und setzte sich einige Meter von mir entfernt auf eine Steintreppe im Garten und blieb dort. Ich ging ihr nach und sah, dass sie Tränen in den Augen hatte. Ich fragte nach dem Grund und sie sagte: „Du bist wie eine Schwester für mich, aber ich kann dich nicht so lieben wie ich will, weil du nicht an Gott glaubst.“
Damals verstand ich das nicht, heute schon.
Ich beruhigte sie und versprach darüber nachzudenken.
Als die Familie in den Sommerferien in die Türkei fuhr, dachte ich auch wirklich darüber nach.

Eines war mir klar geworden, diese Menschen hatten einen viel tieferen Glauben als alle, die ich bis dahin kennen gelernt hatte. Und sie mussten ein anderes Verständnis von Gott haben, wenn sie so unbefangen an ihn glauben konnten. Ich wollte herausfinden, was es war, dass einen Menschen so tief glauben lassen kann, das er weinen muss, wenn jemand dieses Glück nicht teilt. (Wenngleich ich diese Gedanken damals noch nicht in Worte fassen konnte)

Ich ging also zu meiner Mutter und erzählte ihr, dass ich Muslim werden wollte, ohne zu wissen, was es eigentlich bedeutete. Ich hörte auf Schweinefleisch zu essen, denn ich wusste, das es im Islam verboten war. Aber weiter wusste ich nichts darüber.
Als die Sommerferien vorbei waren, waren es meine Schwestern gewesen, die den Kindern sagten, dass ich Muslim werden wollte. Meine Einstellung interessierte sie sehr, und sie schlugen mir vor, ihren Vater zu fragen, welcher viel Ahnung von Religion hatte. Doch ich hatte Angst vor diesem Mann, der manchmal so finster blickte und so beschloss ich es erst mal selbst zu versuchen und durch das Wissen der Kinder.
Bald merke ich jedoch, dass ich so nicht weiter kam, denn ich hatte wieder einmal eine Menge Fragen. Also beschloss ich doch zum Vater der türkischen Familie zu gehen.
Er hielt mir Vorträge über den Islam mit der Erlaubnis meiner Eltern, die er vorher gefragt hatte. Ein, zwei- mal im Monat besuchte ich ihn um mehr zu erfahren. Ich spürte gleich, dass in diesen Lehren Wahrheit lag, wenngleich sie mir zu Beginn genauso komisch vorkamen, wie die christliche Religion.
Ich glaubte einfach nicht an Wunder und war überzeugt, dass der Mensch vom Affen abstammt.
Jedoch war hier etwas anders,...die Grundlagen waren logisch. Man hatte eine genaue Vorstellung von Gottes Eigenschaften mit denen man alles Weitere auch erklären konnte. Und man durfte Fragen stellen...nein, ich sollte sogar Fragen stellen.

Und so kam irgendwann die Zeit, wo ich begriff, dass ich Muslim werden musste um glücklich zu sein, denn ich war innerlich immer so zufrieden und mit mir im Reinen, wenn ich den Worten des türkischen Vaters lauschte. Ich konvertierte zwar mit wenig Wissen aber mit der Gewissheit, dass der Islam die Wahrheit ist.

Seitdem sind nun acht Jahre vergangen, ich lernte zu beten und fing an den Hijab zu tragen. Bis jetzt gab es noch keinen Tag, an dem ich es bereut hätte. Im Gegenteil, ich beschäftigte mich weiter mit dem Islam und habe bis jetzt nur tausende Bestätigungen dafür gefunden, dass der Islam die Wahrheit ist. Alle Fragen, die ich gestellt habe wurden auch beantwortet und in allen Jahren kam mir nicht einmal ein Zweifel daran. Es war die beste Entscheidung meines Lebens.

8 Kommentare:

  1. Eines Tages fragte mich die jüngste Tochter (sie war damals ca. 12 Jahre alt) ob ich an Gott glauben würde. Ich fand die Frage seltsam und antwortete mit „Nein, gar nicht“. Sie lief weg und setzte sich einige Meter von mir entfernt auf eine Steintreppe im Garten und blieb dort. Ich ging ihr nach und sah, dass sie Tränen in den Augen hatte. Ich fragte nach dem Grund und sie sagte: „Du bist wie eine Schwester für mich, aber ich kann dich nicht so lieben wie ich will, weil du nicht an Gott glaubst.“

    --------------------------------

    Selten habe ich etwas so intolerantes gelesen. Wenn eine 12 jährige soetwas behauptet und sie sich damit auch noch brüsten, dann wissen wir, dass ein Zusammenleben mit Leuten wir Ihnen auf Dauer nicht möglich sein wird.

    AntwortenLöschen
  2. Ich versuche dieses Phänomen einmal zu erklären.
    Es ist so, dass man im Islam JEDES Gespöpf lieben und achten soll, weil Gott es geschaffen hat.
    Ich soll also mit jedem Menschen freundlich und tolerant umgehen. Das hat die Familie K. auch getan, niemand hat sie intolerant genannt.
    Wovon das kleine Mädchen sprach war "geschwisterliche Liebe" die dann entstehet, wenn man sein Lebensziel und seine Lebensweise teilt.
    Ich liebe meine Eltern und meine beiden Schwestern und die sind keine Muslime, ich hatte meine nicht-muslimischen Freundinnen aus der Schule unglaublich gern und wir hatten keine Probleme miteinander.
    Natürlich wird aber die Liebe zueinander noch größer, wenn man weiß, dass der andere mit einem Glauben und Lebensweise teilt. Im Islam ist das die Formel " Ich liebe dich, weil du Allah liebst" bei Muslimen und "Ich liebe dich, weil Allah auch dich geschaffen hat." bei Nicht-Muslimen.
    Ich denke nicht, dass Menschen deshalb nicht miteinander leben können, nur weil man für den einen etwas mehr Liebe empfindet als für den anderen, solange Liebe bei allem die Basis ist.

    AntwortenLöschen
  3. Überall dort, wo Muslime die Oberhand gewinnen, ist von Liebe nicht viel zu spüren.

    Hass, Terror, Rückständigkeit, Verfolgung - das Wesen islamischer Staaten. Überall, ohne Ausnahme.

    Der Islam ist das Problem, nicht die Lösung.

    Mag ja sein, dass sie ein friedliches Islambild haben. Das können sie aber nur leben, weil sie in einem aufgeklärten Staat leben, in dem man sie machen lässt, was sie wollen. Das wird vorbei sein, sobald der Islam hier an Einfluss gewinnt.

    Sobald ihre Glaubensbrüder hier irgendwann die Oberhand gewinnen, haben Atheisten, Ungläubige und Abweichler nichts mehr zu lachen.

    Nennen sie mir ein islamisches Land, in dem das nicht so ist. Nichtmal in der Türkei kann man als nicht-Muslim seine Religion frei leben.

    Letztlich ist der Islam die Geissel unserer Zeit, und mögen sie persönlich auch noch so gute Absichten haben.

    Und erzählen sie bloss nichts von einer "Religion des Friedens" oder fangen sie mit kulturellen Errungenschaften von vor 1000 Jahren an, die Realität sieht nämlich anders aus.

    AntwortenLöschen
  4. Ich kann ihre Reaktion nachvollziehen, wirklich.
    Ich bin nach dem 11. September Muslim geworden. Ich kenne die Vorwürfe, die Muslimen auf der ganzen Welt gemacht werden. Und ich wäre wohl blind und taub, wenn ich sagen würde, dass alle Muslime der Welt sich vorbildlich benehmen würden und dass die Muslime selbst keine inneren Probleme haben.
    Die Realität sieht anders aus...
    ja leider, da haben Sie recht.

    Diejenigen, die den Islam so leben wollen, wie er ursprünglich gemeint war, haben zwei "Feinde".
    Zum ersten die, die sich ganz offensichtlich gegen den Islam wenden, das auch ausdrücklich sagen. Und zum zweiten diejenigen, die von sich selbst behaupten Muslime zu sein, aber falsche Lehren, Angst und Schrecken verbreiten und meinen es im Namen Allahs zu tun. Durch diese haben die ersteren noch mehr Gründe den Islam schlecht zu machen. Obwohl sie sich mit ihrem Kampf eigentlich direkt gegen sie wenden wollen, unterstützen sie sie eigentlich in deren Meinung.

    Und mittendrin ist der Muslim, der eigentlich nur in Frieden leben will. Von der einen Seite schreien sie "Islam ist Terror, der Islam ist das Problem von Allem" von der anderen "Der Westen ist gegen den Islam, der Westen muss weg".

    Doch Hass kann nie die Lösung sein...
    Auf beiden Seiten muss sich was ändern!

    AntwortenLöschen
  5. Musst Du nicht auch hassen für Allah? Oder darfst Du Dir die Rosinen herauspicken?

    8. al-Ghazaali sagt als Kommentar zu dem Hadith des Propheten (‘alaihi salatu wa salam): „Die stärkste Bindung des Glaubens, ist die Liebe und der Hass für Allah.“

    google mal!

    AntwortenLöschen
  6. Und wenn ein Hindu-Mädchen geweint hätte und ein indischer Vater Dir den Glauben der Hindus genau so schön erklärt hätte, würdest Du dann an Krishna glauben?

    AntwortenLöschen
  7. @Anonym:
    Ich würd gerne wissen, wer sich hinter dieser Anonymität versteckt.

    Fakt ist, dass auch noch nach vielen Jahren "Brückenmuslima" noch immer eine an den Islam überzeugte und praktizierende Muslima ist, die sich stets bemüht den wahren Islam zu zeigen und sich mit Menschen einlässt, die Vorurteile gegenüber den Islam haben, der sie noch dazu mit Angst und Hass begleitet.

    Wenn es so wäre, dass "Brückenmuslima" wegen dem Weinen dieses Mädchen zum Islam übergetreten ist, würde sie heute keine praktizierende Muslma mehr sein, die sich für den wahren Islam einsetzt. Es kann auch eine Hindu-Freundin zu ihr aufkreuzen und anfangen zu weinen, dass sie keine Hinduisten ist und 3mal darfst du raten, ob sie Muslima bleiben wird oder doch Hinduistin wird.

    Sie sehen, das Weinen des Mädchens war nicht ausschlaggebend, dass sie Muslima wurde. Es hat sie eher zum Denken angeregt.

    Was ist für dich, Anonym, so schwer zu verstehen, wenn man diejenigen liebt, die Gott lieben und diejenigen hasst, die Gott hassen? Du findest es wohl richtig, wenn sich Atheisten über religiöse Menschen lustig machen, verlangst aber von den religiösen Menschen, dass sie die Spotter lieben?

    Anscheinend muss jemand mal Ihnen alles mit Füßen treten, was Ihnen bedeutend ist und vielleicht werden Sie darüber ein besseres Verständnis haben - jedenfalls scheinen Sie mir alt genug zu sein um das schaffen zu können, aber wo kein Wille ist, da ist auch kein Weg.

    Mit freundlichen Grüßen

    shalom aleichem - al salam alykum - sliem ghalikom!

    Brückenmuslima, mach weiter so!

    AntwortenLöschen
  8. Ich bin durch Zufall auf diese Seite über ein Forum gekommen und als ich die Geschichte der Schwester las, musste ich lächeln und spontan ein Allah hu akhbar loswerden. Auch ich bin seit sieben Jahren Muslima und trotz aller Schwierigkeiten bleibe ich es auch. Ich kann zwar Anonym total verstehen, kann seine Argumente nachvollziehen, die völlig richtig sind, aber auch mein Weg ist eben Islam und das wird insh'allah auch so bleiben. Nirgendwo und ich habe einiges hinter mir, u.a. zehn Jahre buddhistische Praxis vorher habe ich soviel Liebe von Allah (swt) gespürt wie in der völligen Hingabe zu Allah taala.

    Mir entgeht dabei aber nicht, wie andere Muslime, speziell geborene Muslime handeln und was alles im Namen der Religion für gut geheissen wird. Ich versuche das kritisch zu sehen mit sehenden Augen und mir dann mein eigenes Urteil zu bilden. Meine Basis ist der Qur'an und die Sunna und da weiss ich, dass ich darauf immer bauen kann, es ist ein festes Fundament.

    AntwortenLöschen